17h00: Ganz
alleine - Ein
bischen ungut fühl ich mich schon. Wie werden die
Geschäftsleute die Aktion aufnehmen? Treffe ich wieder auf
Ernst? Nun genau unter der Weikhard Uhr verbringe ich meine ersten 5
Minuten, OHNE dass mich irgendwer anspricht, geschweige denn sich Geld
aus dem Teller nimmt.
17h05: Paparazzi. Plötzlich
schwirrt eine Megaphon Fotographin um mich und schießt Bilder. Spricht
mich an und erzählt mir von meinem Meister Thomas S. :)
Natürlich kenn ich den. Von Ihm stammt ja die
Originale Idee. Dann plötzlich noch eine Dame mit Filmkamera
von Puls4 oder Plus7 oder so. Filmt mich aus 2 Metern Entfernung. Das
wird mir dann doch zu viel. Ich bitte Sie entweder mit Tele aus der
Entfernung zu filmen oder abzubrechen, weil der Sinn und Zweck der
Aktion ist ja mit Menschen zu sprechen und da ist eine laufende Kamera
kontraproduktiv.
17h10: Plünderung
Reloaded. Ähnlich wie beim Dom, entdeckt mich eine
Frau aus dem Ausland. Zuerst versucht sie mir klarzumachen, dass sie
leider nichts hat, was sie mir geben könnte. Das Schild mit
"Geld verschenken" kann sie natürlich nicht verstehen. Ob ich
mir eine serbokroatisch, slowakisch, romaneske Version des Schriftzuges
zulegen sollte? Aufgrund der ersten Lehre befinden sich in meinem Teller heute
nur 25 €, aber auch die werden flugs eingesammelt.
Verständlich wenn ich Kinder hätte, denen ich Abfall
zum Essen geben muss, ich würde auch alles nehmen.
17h15: Warums so gut
tut. Endlich
auch ein paar Leute die nicht nur
Grinsen und vorbeihetzen, sondern nachfragen, Übereinstimmung
signalisieren und es einfach gut finden. Und dann mein Highlight :)
Eine Mutter mit Kind (ca. 11 Jahre) tritt heran und fragt
mich, was ich da mache? Ihr Kind wolle es wissen. Endlich
eine Gelegenheit einen jungen Menschen davon zu erzählen.
Davon, dass Österreich das achtreichste Land der Welt ist, und
dass wir die Normalbürger der Mittelschicht jeder soviel Geld
haben, dass wir uns alles mögliche leisten können.
Und doch ist Geld doch nur dann sinnvoll, wenn es hilft andere Menschen
glücklich zu machen. Kaufen um des Kaufens willen ist eine
Unsitte unserer Zeit. Mit 30 € pro Monat können wir ein Kind
in Afrika ernähren und in die Schule gehen lassen! Ein
verständiges Lächeln im
Gesicht des Kindes lässt mich hoffen, dass unsere Welt doch
noch einen Weg finden könnte:
MIT
einander zu leben und
FÜR einander da zu sein
17h25: Refill und
Gruppenschaufeln. Bestärkt
durch dieses gute Gespräch beschließe ich nochmal
nachzuladen. Ich hole mir noch ein paar Münzrollen aus der Bank
und fülle mein Teller erneut. Frohen Mutes - Doch die Mär vom
wundersamen Teller hat sich in Windeseile verbreitet. Die Frau bringt
ihre FreundInnen mit und das Teller ist binnen weniger Minuten wieder
leer. Und auch hier wieder, diesmal leider zu spät kommt ein Mann
diesmal aus Herrmannstadt, Rumänien. Leider - kein einziger Cent
mehr im Teller. Er bittet mich um Geld, doch 50 € auch dieses mal
verschenkt, sage ich Nein es täte mir leid, lüge ich
hätte kein Geld mehr. Auch ich habe meine Grenzen?
17h30: Zwa Käsekrainer mit Senf für die
Seele. Nun
da ich meine Alleineprüfung bestanden zu haben glaubte, merke ich wie
hungrig
ich bin. Also auf eine Käsekrainer zum Stand gegenüber. Auf
dem Weg dorthin, treffe ich nochmal auf den Mann aus Rumänien.
Wieder hält er mir seinen Zettel mit bruchstückhaftem
Deutschtext hin und bittet um etwas zu Essen. Es soll wohl so sein.
Also nicht EINE Käsekrainer sondern ZWEI. Ich erzähle ihm von
meiner Mutter aus Sibiu (dt. Hermannstadt) und dass sie im Krieg als
Kind nach Österreich flüchten musste. Glücklich
verschlingt der Mann die Wurst. Glücklich esse ich mit dem Mann
aus Rumänien zu Abend.
Merke:
Es ist nie zu spät zu helfen, man kann immer umdrehen
und ein Stück des Weges zurückgehen.
Zu
spät ist es nur, wenn man nicht mehr helfen WILL!
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